Unendliche Weiten … und Tiefen

Leider schreiben wir erst das Jahr 2016. Obwohl ich überzeugt bin, die Enterprise bauenden Träumer der 70er Jahre sind schwer enttäuscht, wie wenig ihrer bahnbrechenden Ideen bislang umgesetzt wurden. Immerhin dürfen wir jetzt andersfarbige Menschen küssen und sogar lieben und sind nicht verdammt, sie als kurz über dem Tier angesiedelte Nicht-so-richtige und schon mal gar nicht So-geil-wie-wir-Menschen zu wissen. Da kommen mir natürlich gesellschaftliche Gruppen in den Sinn, die ebenjedes anderes Menschsein immer noch nicht dulden. Ist ja auch schließlich durch gemeinschaftlichen Konsens zur Wahrheit erhoben, dass Schwule keine Männer sind, Araber alles Diebe und Schänder und Asiaten alles katzenverzehrende Bastarde.

DSC_9223Das führt mich zu meinem Zwangsurlaub in der Heimat. Ja die, wo ich geboren wurde, die, wo ich aufwuchs, die mir gewünschte und verfluchte Erinnerungen aufzwingt und der ich floh. Im Anflug von Gefühlsduseligkeit trotte ich also nun den ach so romantischen, jahrelangen Schulweg entlang. Reinste Idylle. Am Rande der Wahrnehmung prischt der Alki auf seinem Mifa mit sagenumwobenem Geschwindigkeitsüberschuss von einem km/h vorbei. Verwunderte Blicke auf den Typen mit der Photokamera und den komischen Klamotten. Das perfekte Panorama von Stadtsee, Dom und Marienkirche versauen komische fremdartige menschliche Figuren. Jogginghosentragende Teenies, viele Omis, manchmal sogar Kinder im Schlepptau – die Mehrzahl allerdings vom kristallinen oder ethanolen Rausch Gezeichnete. Mode, Stil ein Fremdwort. Top genormte abc-Schuhe und kick-Klamotten. Die Blicke auf diesen Ausländer stehen einer außerirdischen Entdeckung in nichts nach. „Wat’n dat für‘n Mädchen mit Bart da“ lästert der Wind. Zeit zu gehen. Unendlich dankbar, gegangen zu sein. Mittlere Generationen scheint es eh nicht zu geben. Ausgestorben.

Stadt See MarienkircheDabei bietet die Gegend schließlich mehr als das Metropolenfeeling an Uchte und Stadtsee. Zum Beispiel leere Häuser. Fast geschenkt! Oder Straßen bis zum Horizont. Rennfahrten möglich zu jeder Tag und Nachtzeit. Das Gesetz und die Meinungshoheit in den Händen der verschworenen 40-Seelen Wohngemeinschaften. Spätestens hier versteht man den Prozess der „Wahrheitsfindung“. Geschichten über tägliche Tote in der Asylkaserne im Kaff 15 km weiter. Mindestens zerstörte Einrichtungen. Die Untermenschen fallen schließlich vor lauter Langeweile gegenseitig übereinander her und folgen ihren untermenschlichen Trieben. Integration als Farce. Wahrheit als Farce. Hat schließlich Klaus gesagt. Und Werner. Und Waltraud auch. Is also wahr.

Willkommen im NirgendwoAlso lass ich mich treiben. Von Abenteuer getrieben. Durch unendliche Wälder. Un-end-lich ! Dem Ewigen folgend führt mich die Muße an Narnianische Wasser, die sich schweigend durch die Auen schleppen. Andernorts versprechen schneebedeckte Gipfel von zwanzig Metern Höhe Ausblicke bis zum Meer. Oder bis bis zum Brocken. So scheint es alleweil. Da versteht man die Mönche und die ihnen folgenden Schwerter, die dieses Paradies mit ihrem Blut den Stodorjanen abrangen. „Wehranlagen“ aus 5m hohem Wall und Palisaden sind für schwereres Gerät nun keine allzu große Herausforderung. Konnte also das einzig wahre „Deutschtum“ in die Nordmark einziehen. Die Wohnungen für Gott und Mensch sind auf jeden Fall sehr gut gelungen. Ein bisschen Dankbarkeit meinerseits wäre da schon angebracht!

Categories: Allgemein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.