Die Gedanken und das Auge schweifen lassen

Die Tage der Woche gefüllt. Da gibt es keine Zeit, die Gedanken schweifen zu lassen, der Strompegel ist irgendwie immer zu hoch, da gibt es das hier und das da und dann noch das da drüben und das da hinten. Und wenn die Gelegenheit für Zeit da wäre, dann ist die Stromversorgung dahin. Ein elendiger Kreis – da sind die heiligen Tage hochwillkommen, werden begrüßt wie in Ikonen Gemalte.

 

Endlich mal wieder raus und Muße tanken. Die alte Bundeshauptstadt Bonn. Der Alte Friedhof. Ankunft zur Mittagszeit und bei strahlendem Sonnenschein. Vor dem Eingang viele Menschen, die die wärmende Sonne genießen. Rechts ein Grüppchen, links ein Grüppchen und noch mehr – so aktiv, am schwätzen, am streiten, am dösen, am dümpeln. Leicht seltsames Konglomerat von Humanwesen. Ein Automat am Rand des Weges erregt die Aufmerksamkeit. Ungläubiges Starren auf den Automaten enthüllt den Inhalt. Kondome, Einwegspritzen und sonstige Hilfsutensilien für den Rausch, den Spass davor, dannach und mittendrin. Für das hier und jetzt, für das weiter weg und ferner fort bin hin zur endlosen Ewigkeit.

 

Bizarr, dass so was direkt am Friedhof steht, der Kundschaft folgend. Wie ein Blick. So einträchtig verweilen sie nebeneinander – die Aussichtslosen, den Weg hinaus nicht findend direkt Auge in Auge mit denen, die den Weg in ihr 6 Fuss tiefes Heim schon gefunden haben – sie spenden sich Trost, teilen ihr Leben, bis dass sie sich vereinen. An mich schleicht sich mahnend Christiane F. Wie ein Windhauch, der der Pusteblume Beine macht. Bilder und Informationen am Gerät helfen dem Verständnis, fast lockend, blechernd hohl.

Sie, die Gedanken, verflüchtigen sich jedoch rasch wieder.

Sie hecheln der Muße nach.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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